6. Sonntag der Passionszeit am 05.04.2020 – „Sonntag Palmarum/Palmsonntag“:

Sat, 04 Apr 2020 07:31:43 +0000 von Claudio Steinert

→ Bibelspruch für die neue Woche:
„Der Menschensohn muss erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ (Johannes-Evangelium 3,14b.15)
→ Evangelium aus Johannes 12,12-16:
„Als die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem kommen werde, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: ‚Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel!‘ Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht: ‚Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen.‘ Das verstanden seine Jünger zuerst nicht; doch als Jesus verherrlicht war, da dachten sie daran, dass dies von ihm geschrieben stand und man so an ihm getan hatte.“
→ Gedanken:
„Homeoffice“: Heimarbeit ist derzeit in aller Munde. Arbeiten von zu Hause aus – das Corona-Virus verlangt dies. Zu Hause arbeiten ist für Viele ungewohnt. Wenn dann noch die Kinder im Haus sind, weil sie (Corona- und Oster-)Ferien haben, dann kann es eng werden im Zuhause. Heimelig ausruhen und hart arbeiten, Eltern arbeiten und erziehen ihre Kinder, Hausaufgaben für die Schule und Heimarbeit für das Büro, individuelle Bedürfnisse und erzwungenes Miteinander, vereinte Familie und privater Freiraum – für all dies auf einmal fühlt sich das Zuhause unter den erschwerten Corona-Bedingungen zu eng an.
Als Pastor bin ich „Homeoffice“ gewohnt. Doch irgendwie habe ich das Gefühl: wegen der Corona-Pandemie sehe ich manches neu. Zum Beispiel der heutige Palmsonntag: Jesus zieht in Jerusalem ein – und mich erinnert dieser Einzug Jesu an ein Nach-Hause-Kommen. Die Menschen empfangen Jesus, als ob er endlich nach Hause käme. Dabei weiß ich: Dem „Hosianna“ (= „Rette uns, Herr“)-Ruf folgt bald das Geschrei „Kreuzige ihn“! Wie Menschen eben sind: heute so und morgen so, Gefühle schwanken. Nicht nur in Corona-Zeiten im Homeoffice. Jesus kommt nach Hause? Jedenfalls kommt Jesus nicht auf hohem Ross, sondern niedrigem Esel – Sinnbild für Demut und für ein Königtum des Friedens. Die Menschen heißen Jesus mit Palmenzweigen in den Händen willkommen – Zeichen seiner freien Königswürde. Ein König ist frei. Er regiert, wie er will. Der König namens Jesus aber macht andere frei, indem er selbst unfrei ist: ans Kreuz genagelt für uns. So befreit er auch unser Zuhause von Enge, Furcht, Tod. Er schenkt unserer Seele ein Gefühl von Frieden. Jesus – König für Freiheit und Frieden!
Wo fühle ich mich zu Hause? Dort, wo ich mich frei fühle, ist Zuhause. Dort, wo ich Frieden finde, ist Zuhause. Dort, wo Familie wohnt, ist Zuhause. Das heißt: Wenn harte Arbeit und enges Heim und wenn arbeitende Eltern und schulfreie Kinder einander immer wieder Freiräume und Friedensträume leihen, dann hat die (Familien-)Seele das Gefühl von Zuhause gefunden. Freiräume und Friedensträume auch in der Familie – so gibt es ein Zuhause. Auch in Corona-Zeiten und sogar im Homeoffice.
Erst recht, wenn der König des Friedens und der Freiheit ins eigene Zuhause eingeladen wird. Jesus kommt nach Hause. Jesus ist in jeder Wohnung zu Hause. Bei Jesus fühle ich mich zu Hause. Das Lied für diese Karwoche singt davon. Wir können es betend mitsingen in der neuen Corona-Woche.
(Gedanken von Claudio Steinert, Pastor)
Wochenlied EG 14: (Text: Friedrich Rückert 1834, Melodie: Johannes Zahn 1853)
„1. Dein König kommt in niedern Hüllen, ihn trägt der lastbarn Eselin Füllen, empfang‘ ihn froh, Jerusalem! Trag ihm entgegen Friedenspalmen, bestreu‘ den Pfad mit grünen Halmen; so ist’s dem Herren angenehm.
4. Und wo du kommst herangezogen, da ebnen sich des Meeres Wogen, es schweigt der Sturm, von dir bedroht. Du kommst, dass auf empörter Erde der neue Bund gestiftet werde, und schlägst in Fessel Sünd‘ und Tod.
5. O Herr von großer Huld und Treue, o komme du auch jetzt aufs Neue zu uns, die wir sind schwer verstört. Not ist es, dass du selbst hienieden kommst, zu erneuen deinen Frieden, dagegen sich die Welt empört.
6. O lass dein Licht auf Erden siegen, die Macht der Finsternis erliegen und lösch‘ der Zwietracht Glimmen aus, dass wir, die Völker und die Thronen, vereint als Brüder wieder wohnen in deines großen Vaters Haus.“
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