Liebe Leserin, lieber Leser!
Bald feiern wir das Erntedankfest. Ich gebe zu: Das fällt mir in diesem Jahr schwer. Nicht, weil Feld und Garten keine Ernte eingebracht hätten – auch wenn unsere Landwirte von einer nur durchschnittlichen Ernte sprechen. Mich beschwert: Nur mühsam hat die Ernte die hungrigen Menschen in der Welt erreicht. Die Silos waren gefüllt mit Getreide. Doch die Schiffe mussten lange warten auf die Freigabe. Dazu kommt: Knapper werden Geld und Gas; ebenso Wasser (und Gletscher) und Chips für unsere Handys und Autos und Rechner. Vieles wird weniger. Nur Waffen nicht … Das ist für mich das Bild von der Ernte 2022: fruchtbar, furchtbar, Furcht.
Und die Frage: Wie kann ich danken? Leise antwortet eine innere Stimme in mir (Ist es das zarte, aber nicht verstummte Stimmchen des Glaubens?): Versuche doch ‘mal, das Zentrum des Erntedankfestes durchzubuchstabieren – D-A-N-K!
Ja, so würde ich ein anderes Bild malen. Denn ich danke für:
→ D: Du = Du ist die andere Person. „Der Mensch ist Mensch durch den anderen Menschen“, malt Afrikas Lebensseele auf das Bild der Ernte. Der Glaube sieht im Du auch den ganz Anderen – Gott. Wie anders erlebe ich Gott gerade … Gut, dass Jesus zu uns Menschen gekommen ist. Ich spüre Ferne und Nähe. Danke, Mensch/ Gott, dass es Dich gibt!
→ A: Alles = Alles, wovon ich lebe. Das ist für jede und jeden sicher etwas anderes. Doch auf jedes Ernte-Bild malt der Lebenspinsel Gewächse, wie die Liebe, das Lachen, die Lust zum Dasein. Und Vieles mehr. Daraus zeichnen Herz und Hand ihr Dankeschön.
→ N: Natur = Natur – welch grandioses Gemälde! Es zeigt Schätze der Schöpfung, die Gott uns zum Leben bringt: Sonne und Wolken, Wind und Stille, Gas und Öl, Bäume und Blumen, Katze und Kuh, Berge und Meere, Luft und Wasser, Erdboden und Himmel, Atome und Atmosphäre, Tag und Nacht, Raum und Zeit. Die Natur ist da, verletzt. Sie erwartet unseren Dank. Dank schätzt und schützt den Schatz.
→ K: Kultur = Kultur trägt ins Leben das, was wir Menschen uns selbst spenden. Farbenfroh und kunstvoll schafft sie Portraits von den Erntefrüchten unserer Gaben: Arbeit und Hobby, Skizzen und Skulpturen, Musik und Tanz, Theater und Film, Speis‘ und Trank, Geschichten und Gedichte, Wissenschaft und Technik … Voller Dank für die Begabungen kreieren wir Kultur, die unserer Seele so viel anreicht.
=> D-A-N-K: Du, Alles, Natur, Kultur – dies alles erntet unser Leben. Davon leben wir. Dafür danken wir. Nicht jede Sprache kennt ein eigenes Wort für Dank. Deutsch ja – Gott sei Dank! Dank kommt aus einer inneren Einstellung zum Leben. In der Bibel gehört der Dank zum Leben, denn: „Das ist ein köstlich‘ Ding, dem Herrn danken“ (Psalm 92,2). Wer glaubt, dankt Gott. Wer Gott dankt, glaubt.
Und malt ein schönes, buntes Ernte-Bild 2022. Das Zentrum des ErnteDANKfestes bildet darin die Mitte des Lebens ab. Wer DANK bewusst denkt und dankt, erntet Glück. Leben schenkt DANK. Dank schafft Glück.
Solche Glücksmomente wünsche ich Ihnen,
Ihr
Claudio Steinert, Pastor